Das Bergdorf Zia

von Antonia Bellwon

Wer kennt die folgende Situation nicht?

Ihr seid im Urlaub oder auf einer Reise mit einem Mietwagen unterwegs und möchtet einen bestimmten Ort besuchen. Hierfür braucht Ihr natürlich die Route bzw. eine Navigation. An dieser Stelle gilt unser Dank natürlich der Vereinheitlichung der Roaming-Gebühren innerhalb Europas und an Google Maps, das uns in so einer Situation der beste Freund sein kann…mit Betonung auf KANN….Denn am Ende stellte sich bei unserem Ausflug ins Bergdorf Zia alles komplizierter heraus, als wir zunächst dachten.

Denn was wir nicht ganz bedacht hatten: Wir sind auf Kos unterwegs, einer griechischen, leicht bergigen Insel, ohne besonders gut ausgebautes Straßen Netz – und nicht in Deutschland, wo Google Maps einem uneingeschränkt den Weg weisen kann.

Wer reisen möchte und verschiedene Orte auf eigene Faust erkunden will, der erlebt nicht selten mal ein kleines Abenteuer oder eine böse Überraschung.

Unsere Wahl des Reiseziels fiel dieses Mal aus verschiedenen Gründen auf die Dodekanes Insel Kos. Einer dieser Gründe war, dass mir meine Kollegen von dem kleinen landestypischen Bergdorf Zia vorschwärmten. Und wir malten uns die Situation im griechischen Dorf schon vor Reisebeginn aus:

Bei einem Glas landestypischem Wein, würden wir den Sonnenuntergang über dem Meer mitten in einem kleinen Dorf in den Bergen genießen können.

Dass am Ende alles anders lief als geplant, kann sich wahrscheinlich jeder denken:

Wir vier zukünftigen Abenteurer haben am Tag unseres Besuchs von Zia beschlossen, anstatt einen Ausflug für 8€ zu buchen (hier wäre von einer Agentur vor Ort der Transfer organisiert worden), selbst mit unserem Mietwagen in das Bergdorf zufahren. Wie empfohlen wollten wir gerne den Sonnenuntergang vom Dorf aus über dem Meer beobachten und genießen. Wir fuhren also auf eigene Faust los und Google Maps kündigte uns nur 20 Minuten Fahrtweg von unserer Unterkunft bis zum Bergdorf Zia an. Wie lange wir letztendlich gebraucht haben, konnte im Endeffekt keiner mehr von uns genau sagen.

Ausflug ins Bergdorf ZiaUnser kleines Abenteuer auf dem Weg ins Bergdorf Zia:

Optimistisch starteten wir auf der Hauptstraße, die einmal durch Kos führt. Unser Misstrauen stieg allerdings, als wir in eine kleine Seitengasse abbogen, wie es uns Google Maps so schön vorgab. Die Seitengasse oder besser, die kleine Schotterpiste, führte uns bergauf durch Felder und vorbei an kleinen Häusern. Mit der Zeit wurde die Strecke kurviger und der “Weg” schmaler. Gut, dass uns hier kein anderes Fahrzeug entgegenkam. Denn wie solche Situationen auf Kos geregelt werden, hätten wir nicht gerne in Erfahrung gebracht. Zehn Minuten später wurde es um uns herum etwas grüner und langsam auch dunkler. Uns überkam in der Dämmerung ein leicht mulmiges Gefühl – ob wir auf dem richtigen Weg zum Bergdorf Zia sind? Es war tatsächlich sehr spannend in diesem Moment und wir haben kurz überlegt umzudrehen, behielten aber den Weg bei. Dieser endete allerdings in einer Art Grube bzw. wurde zum Glück zu einer Wendemöglichkeit/ Sackgasse. (Trotz der Angabe von Google Maps, dass wir weiterfahren könnten.)

Wir sind also die halbe Strecke wieder zurück gefahren und dann einer alternativen Route gefolgt. Es ging weiter bergauf. Als wir endlich ein paar Lichter in der aufkommenden Dämmerung am Ende des Berges sahen, glaubten wir es endlich gefunden zu haben. Doch die letzte Steigung hatte es in sich. Der kleine Toyota Aygo, den wir gefahren sind war anscheinend nicht so steigungstauglich. Denn er gab, nachdem wir beim Aufwärtsfahren immer langsamer und langsamer wurden, dann schlussendlich auf. Auch Vollgas im ersten Gang brachte nichts und der Motor ist würgte ab… mitten auf der letzten Steigung vor Zia! An ein “rückwärts zurück”, war an dieser Stelle aber nicht mehr zu denken, da es keine Wendemöglichkeit gab. Wir stiegen also alle aus und mussten auch noch feststellen, dass es aus der Motorhaube qualmte und ziemlich stank. Panik kam auf…

Verloren vorm Bergdorf Zia?

Zum Glück behielt unser Fahrer die Ruhe und versuchte nochmal anzufahren, zum Glück mit Erfolg – das Auto schaffte noch qualmend den Anstieg. Wir liefen hinterher und klatschten Beifall, hatten allerdings noch Angst um das Auto. Nicht nur wir, sondern auch einige Dorfbewohner von Zia haben das ganze Geschehen beobachtet und lachten zugleich mit und über uns.

Oben im Bergdorf angekommen, lachte ein einheimischer Grieche besonders laut und fragte uns, wieso wir denn ausgerechnet auf Kos Google Maps trauen würden. Er riet uns beim nächsten Mal die Einheimischen nach dem Weg zu fragen. Was wir uns auch ganz fest vornahmen!

Wir stellten das Auto dann auf dem allgemeinen Parkplatz ab. Entspannen und über den Besuch im Bergdorf freuen, konnte sich an diesem Abend aber keiner mehr so wirklich. Am Ende fanden wir heraus, dass das Qualmen beim Auto wohl mit der Kupplung zu tun hatte und wir aber ohne Probleme weiterfahren konnten.

Das Leben im Bergdorf Zia:

Auch wenn wir es nur wenig wahrnehmen konnten, ist das Bergdorf Zia tatsächlich so schön, wie vorgestellt. Es gibt eine Hauptgasse mit Pflastersteinen, die wunderschön beleuchtet ist. Freundliche Einheimische haben hier kleine Stände mit typischen Produkten und Souvenirs. Auch ein paar kleine einheimische Tavernen, in denen es wunderschön sein muss, einen Rotwein zu trinken, laden mit ihrer landestypischen Optik ein. Uns wurde vorweg die Taverne Oromedon wärmstens empfohlen, die wir dann aber leider nicht mehr besucht haben.

Man hat von Zia wirklich einen unglaublich tollen Blick und eine gute Aussicht in Richtung Küste. Von hieraus könnt ihr beobachten, wie die Sonne im Meer versinkt. Leider haben wir diesen Anblick in Gedanken schweifend verpasst, dennoch mit einem Lächeln auf dem Gesicht.

Der freundliche Grieche wies uns darauf hin, auf dem Rückweg doch den anderen Autos auf der gegenüberliegenden Einfahrt von Zia zu folgen. Dieser Weg war eindeutig breiter und besser ausgebaut. Wunderbar! Warum nicht gleich so…

Erschöpft und erleichtert kamen wir spät am Abend im Hotel an. Das Glas Rotwein haben wir uns dann auf unserem Balkon erschöpfter Weise gegönnt.

Hier also schlussendlich meine Tipps für euch:

  1. Wenn ihr Zia auf eigene Faust mit einem Mietwagen besuchen möchtet, fahrt frühzeitig los! So verpasst ihr nicht den Sonnenuntergang, der wirklich ein kleines Highlight ist.
  2. Und! : Fragt die Einheimischen, welchen Weg ihr am besten mit dem Auto nach Zia nehmen könnt!!! Und bitte vertraut nicht auf die Navigation auf euren Smartphones.
  3. Wenn ihr aber gar nicht erst riskieren möchtet, den falschen Weg zu nehmen, dann bucht euch bei einer Agentur vor Ort oder im Hotel selbst den Transfer nach Zia. Meistens nur für wenige Euros zu bekommen. Wir haben es vor Ort für ca. 8€ gesehen.

Zudem: Wenn ihr auf Kos seid, dann ist das Bergdorf Zia den Besuch und die kleine Reise auf jeden Fall Wert!

So bleibt mir für diesen Artikel nur noch zu sagen: Ohne ein bisschen Abenteuer, hätten wir von diesem Tag nur halb so wenig zu erzählen und am Ende auch nur halb so wenig Spaß gehabt.

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